Pflanzenschutz im Klimawandel
Auszüge aus dem Referat von Fr. Dr. Jäckel PSA
Das
Klima verändert sich, im Durchschnitt sind es 0,74°C mehr
als vor 10 Jahren. Dass das Klima wärmer
geworden ist,
sieht man an der Phänologischen Uhr. So ist die
Schneeglöckchenblüte 5 Tage früher,
die
Apfelblüte (sorten-spezifisch) bis zu 18 Tage früher, die
Erntereife demzufolge auch.
Die
zunehmende Erwärmung macht sich in der Stadt besonders
bemerkbar, vom Stadtrand bis zur Innenstadt
bis zu 12°
Temperaturunterschied. Hier wirken sich das Tempelhofer Feld und die
große Kleingartenanlage Schöneberg- Friedenau
klimaausgleichend aus.
Wir
bekommen aber kein mediterranes Klima, d.h. die kalten und auch
strengen Winter können immer wieder
auftreten. Die
extremen Bedingungen, erst viel zu nass und dann wochenlange
Trockenheit, machen den Pflanzen
und Bäumen zu schaffen.
Früher trat alle 3 Jahre ein neuer Schaderreger auf, jetzt sind es 3 bis 5 pro Jahr!!
Viele Schaderreger werden durch den weltweiten Handel eingeschleppt.
zB. Zitrusbockkäfer
Es gibt kaum zugelassene Insektizide. Nur die Erwerbsgärtner dürfen spritzen.
Da
durch Pflanzenimporte aus den Mittelmeerländern z.B die
portugiesische Nacktschnecke eingeschleppt wurde,
die mit
Trockenheit viel besser zurechtkommt, nehmen Nacktschnecken weiter
zu. Gegenmaßnahmen
:
Aufsammeln, Schneckenzaun, -korn, Pflanzen die die Schnecken nicht
mögen…..
Neue
Schmetterlinge: Traubenwickler: madige Weintrauben, Raupen in der
Traube. Pfirsichwickler befällt je nach
Witterung auch die
Aprikose. Der Apfelwickler lebt auf höchstem Niveau. Inzwischen
sind 3 Generationen pro
Jahr möglich.
PSA informiert über Flugzeit.
Die Kastanienminiermotte hat schon fast ganz Europa besiedelt.
Käfer
und Wanzen auf dem Vormarsch:
Borkenkäfer
an Thuja, zu erkennen an löchrigen Ästen, abgestorbene
Partien. Deckelschildlaus
an den Rosen ist neu aus Italien zu uns gekommen.
Torfe aus den Ostblockländern beinhalten verschiedene Schaderreger,
so z.B. verschiedene Arten des Dickmaulrüsslers.
Schildläuse nehmen auch zu. Neue Arten befallen Hortensien und Kiwis.
Gegen Schildlaus mit Rapsöl vorgehen oder abwaschen.
Auch
durch Neuzüchtungen, die oft nicht so gute Eigenschaften haben
wie Vater oder Mutter, haben
Schädlinge gute Bedingungen.
Die Gallmilbe befällt z.B. stachellose Brombeeren, die stacheligen sind nicht so anfällig.
Wegen
des zunehmenden Borkenkäferbefalls müssen alte Bäume
beobachtet werden, sie sind “Brutbäume“.
Abgestorbene
Äste absägen und entsorgen.
(verbrennen ist in Berlin nicht erlaubt)
Unsere
Marienkäfer werden z. Z. immer mehr vom asiatischen verdrängt,
der so massig auftritt, dass er schon
zum Lästling wird.
Mittlerweile gibt es aber auch schon einige neue Nützlinge als
Gegenspieler, z.B.
eine Heuschrecke, die Lust auf die Raupen
der Miniermotte hat.
Rostpilze sind die Gewinner der Erwärmung.
Der
chinesische Wacholder ist als Wirt für den Gitterrost bekannt,
doch auch der einheimische J. communis
wird schon befallen.
(Kontrolle
im April/Mai auf aprikosenmarmeladeartige Auswüchse)
Säulenrost
an den schwarzen Johannisbeeren, Wirtswechsel mit der
Weymonthskiefer, die davon eingeht.
(ebenfalls
Kontrolle auf Auswüchse)
Die
Mehltaupilze und speziell der echte sind die Gewinner der wärmeren
Temperaturen: Schönwetterpilz, der dann
in den
Trockenperioden verstärkt auftritt. Tau am Morgen reicht aus zur
Bildung. Sogar die ADR Rosen werden
an ungünstigen
Standorten befallen, also
luftig pflanzen, gut schneiden.
Buchs
hat mit verschiedenen neuen Schaderregern zu kämpfen: einer
neuen Pilzkrankheit, Spinnmilben und
dem Buchsbaumzünsler
Auch die Moniliaspitzendürre nimmt vor allem bei feuchtem, nassen Wetter zu.
Mittlerweile wurde sie schon auf Flieder und Süßkirschen festgestellt.
Viele
Tulpen und andere Zwiebelblüher verfaulen durch Nässe.
Bodenpilze (Botrytis) haben sehr gute Bedingungen
. Oft wird der
Pilz durch Billigware verteilt. Da
sollte man a) nicht zu dicht, sondern in Tuffs an verschiedenen
Stellen pflanzen und b) bei Befall sofort entsorgen.
Nicht auf den Kompost, da der Pilz sich sonst munter weiter verteilt.
Aber
nicht nur die Tulpen sind verfault, auch das Obst an den Bäumen.
Die Fruchtmonilia befällt inzwischen auch
sogenannte
resistente Sorten. Überträger sind
die Fruchtmumien.
2-3 der alten verfaulten Früchte, die über den
Winter
an den Bäumen hängen bleiben, können nach Frau Dr.
Jäckel vom PSA schon ausreichen um den Bestand
einer
ganzen Kolonie zu infizieren.
Ebenso
ist ein vernünftiger Obstschnitt wichtig. Es muss Luft in den
Baum hinein kommen, damit die Blätter
und Früchte gut
abtrocknen können.
Die Schrotschusskrankheit an den Blättern- auch am Pfirsich- nimmt ebenso wie Schorf zu.
Gegenmittel Schnittmaßnahmen.
Am Liguster gibt es einen neuen Blattfleckenpilz.
Die
hochallergene Ambrosia breitet sich weiter aus.
Winterfutterstellen
besonders beachten,
dort können sie
in Massen aufgehen, da damit immer noch
Vogelfutter gestreckt wird.
Dadurch,
dass die Luft sauberer geworden ist, verbreiten sich die Misteln - an
manchen Stadtbäumen ist
die Verkehrssicherheit gefährdet.
Ebenso die Rostalgen, die die Stämme rot färben, sie sind
nicht gefährlich
für die Bäume.
Gelbe Flechten nur, wenn sie auch über die Knospen wachsen.
Gegenmaßnahmen:
Locker und luftig pflanzen
Möglichst resistente, nicht hoch gezüchtete Sorten und standortgerecht pflanzen.
Obstbaumschnitt: Nicht nur ab- sondern auch ausschneiden.
Fruchtmumien entfernen, auch vom Boden.
Nist- und Brutgelegenheiten für Nützlinge anbieten:
Florfliegenkasten, Insektenhotel, Lehmkästen für Sandbienen, Vogelhäuschen,
Totholzhaufen etc. (Lehrpfad/Beispiele)
Von Borkenkäfern befallene Äste aus dem Garten entfernen!,
Ebenso von Bodenpilzen (Botrytis) befallene Zwiebelgewächse.
Pflanzenschutzamt
Internet Tipps
Bildschirmtext ab Seite 763
Zusammengefasst von Hannelore Dange und Ulla Haug